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Randen
5.5.2017 - Hemmental (Oberbärghalde, 640 m) |
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N1023152
Ein Männchen der Listspinne streift am Boden umher. Informationen zum Tier: Art: Listspinne (Pisaura mirabilis). Verbreitung: Europa. Regionale Verbreitung Alpen: In Höhen bis 1500 m. Lebensräume: Sie besiedelt fast alle Habitate, bevorzugt jedoch feuchte Lebensräume wie Feuchtwiesen, Niedermoore, Salzwiesen, Dünenbereiche, Waldränder und feuchte Hecken. Sie kommt in allen Höhenschichten vom Boden bis zu den Baumkronen vor. Merkmale: Ein auffälliges Merkmal der Listspinne sind der schlanke Hinterleib und die langen Beine. Männchen haben eine Länge von 10 - 13 mm bei im Mittel 54 mg Gewicht, Weibchen 12 - 15 mm bei 68 mg. Der Vorderkörper hat eine sehr variable Grundfärbung, die von hellbraun über meist rotbraun und grau bis schwarz reicht. In der Mitte ist ein ein heller, deutlich abgesetzter Längsstrich vorhanden. Der Hinterkörper ist lang und schmal, nach hinten verjüngt und auf dem Rücken mit einer breiten, dunkel gerandeten Zackenbinde versehen. Zeichnungsmuster und Farben des Hinterleibs variieren. Männchen sind kontrastreicher gefärbt, Weibchen werden oft zum Ende des Sommers blasser. Die Längsstreifen auf Vorderkörper und Hinterleib sind in allen Farbvarianten vorhanden. Lebensweise: In Südeuropa hat die Listspinne einen einjährigen Jahreszyklus. Sie wächst im Sommer heran, macht eine Ruhepause mit Häutungsstopp im Winter, wird im Frühling erwachsen, pflanzt sich fort und stirbt spätestens im Herbst. Ihr Nachwuchs ist im nächsten Frühjahr geschlechtsreif. Im nördlichen Verbreitungsgebiet dauert die Entwicklung zwei Jahre, da die Nymphen zweimal überwintern müssen, bis sie geschlechtsreif sind. In Mittel- und Westeuropa gibt es eine Mischform von ein- und zweijähriger Entwicklung. Die Listspinne ist tag- und nachtaktiv, an warmen Tagen auch im Winter. Sie bewohnt in ihrer Jugend ein Netz und spinnt später selbst verschiedenartige Netze. Nahrung: Insekten, an erster Stelle Fliegen und Mücken, aber auch Zikaden und Heuschrecken, gefolgt von Weberknechten und Webspinnen. Kannibalismus kommt bei Nymphen und Weibchen vor. Beim Fang beisst sie nach Umklammern mit dem Fangkorb die Beute mit den Cheliceren und injiziert dabei ihr Gift. Nach wenigen Sekunden oder Minuten ist das Beutetier tot. Sie zerkaut ihre Beute mit den Cheliceren, wobei sie die Verdauungssekrete auf die Beute abgibt und die aufgelösten Bestandteile durch die enge Mundöffnung wieder einsaugt. Zur Aufbewahrung umspinnen sie die Beute oder Reste grosser Beute und transportieren sie an den Cheliceren, bis sie sie an Gräsern oder Blättern befestigen. Paarung: In West- und Mitteleuropa erreicht die Listspinne ihre Geschlechtsreife im Mai, so dass dann Spermaaufnahme, Brautgeschenkherstellung, Weibchensuche, erste sexuelle Erregung, Balz und Paarung stattfinden. In Nord- und Osteuropa treten geschlechtsreife Tiere erst ab Juni auf, während sie in Südeuropa die Geschlechtsreife schon im April erreichen. Die Listspinne zeigt ein ausgefeiltes Balzverhalten, wobei das Männchen ein Insekt fängt und zu einem Paket spinnt, das dem paarungsbereiten Weibchen angeboten wird. Ei: Das Weibchen fertigt für die Eier einen Kokon. Diese haben 1 mm Durchmesser und sind hell, kugelrund und weich. Nach der Ablage der Eier verschliesst das Weibchen den Kokon und transportiert ihn mit sich. Die Listspinne entwickelt sich aus einem befruchteten Ei innerhalb des Kokons zum Embryo. Jungtiere: 2 - 3 Tage vor dem Schlüpfen der Jungtiere wird zwischen Pflanzenstengeln ein Glockengewebe gewebt. Dieses unten offene, meist 5 cm hohe, 3 cm weite Gespinst wird in höchstens 1 m Höhe befestigt. Zum Schluss wird der Kokon im Glockengewebe aufgehängt. Nach der Umrollung des Embryos entsteht die so genannte Prälarve 1. Diese häutet sich fast gleichzeitig mit dem Verlassen der Eihülle zur Prälarve 2. In diesem ersten Stadium ist die junge Listspinne noch haar- und klauenlos, ohne funktionierende Sinnesorgane und unbeweglich. Nach einigen Stunden findet die Häutung zur Larve statt. Diese ist farblos, aber beweglich und kann schon Sinnesreize aus der Umwelt wahrnehmen. Sie hat keine Augen und ihre Cheliceren haben nur eine kurze scharfe Spitze. Zudem hat sie einige Tasthaare an den Füssen. Je nach Temperatur häutet sie sich nach 4½ bis 7½ Tagen zum ersten voll entwickelten Stadium, Nymphe 1 oder Stadium 1 genannt. Diese verlässt den Kokon nach dem Öffnen durch die Mutter und lebt zunächst im Kinderstubennetz, das das Weibchen aus dem Glockengewebe gefertigt hat. Dort nimmt sie noch keine feste Nahrung zu sich, sondern zehrt von ihren Dotterreserven. Zudem trinkt sie an Wassertropfen. Nach ungefähr einer Woche beginnt die Nymphe sich in ein selbstständiges Leben im ersten eigenen Netz abzuseilen. Der Übergang findet meist im 6. oder 7. Stadium statt. Nun kann sie bereits Fruchtfliegen überwältigen. Während ihrer Nymphonal-Imaginalperiode durchläuft die Raubspinne maximal 12 Stadien. Männchen werden mit dem 9. bis 11. Stadium geschlechtsreif, Weibchen mit dem 10. bis 12. Stadium. In Abhängigkeit vom Verbreitungsgebiet überwintert die Listspinne als Nymphe ein- oder zweimal in Bodennähe in der Vegetation unter Laub, Moosen und Steinen. Lebenserwartung: Von dem Stadium der Prälarve bis zur letzten Häutung (Adulthäutung) beträgt die Lebensdauer im Mittel 257 Tage für ein Männchen und 289 Tage für ein Weibchen. Das Adultalter ist der Zeitraum von der letzten Häutung bis zum Tod, wobei Weibchen deutlich älter werden als Männchen. Der Rekord liegt für Weibchen bei 247 Tagen und für Männchen bei 186 Tagen. Feinde: Wegwespen, Gottesanbeterinnen, andere Spinnenarten, Laubfrösche, Kröten, Eidechsen, Singvögel, Spitzmäuse, Fledermäuse, aber auch Parasiten und Parasitoiden. |
Körperlänge bis 13 mm |