Berner Alpen (Alpes Bernoises)
22.6.2017 - Brigerbad (653 m)
N1023803
Ein Weibchen der Gebänderten Prachtlibelle bei der Eiablage.
Informationen zum Tier:
Art: Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens splendens).
Verbreitung: Paläarktisch mit mehreren Unterarten vom Atlantik bis nach China, mit disjunkten Teilarealen. In Europa liegt das Verbreitungszentrum im Mittelmeerraum. Als limitierender Faktor gilt die 15 °- bzw. 16 °C-Juli-Isotherme.
Regionale Verbreitung Alpen: Schwerpunktmässig in Niederungsgebieten wie Flussauen und Bachtälern.
Lebensräume: Eher träge fliessende Mittel- und Unterläufe von Fliessgewässern mit hoher Besonnung und einer ausreichenden Verkrautung durch Wasser- und Uferpflanzen. Auch ähnlich strukturierte Gräben werden angenommen.
Merkmale: Die Körperlänge beträgt etwa 50 mm, die Flügelspannweite zwischen 65 und 70 mm. Die Männchen haben einen schillernd dunkel-blaugrün gefärbten Körper. Die grünlich getönten, durchscheinenden Flügel weisen je eine breite, schwarzblaue Binde auf, die sowohl die Flügelbasis als auch deren Spitze auslässt. Die drei hintersten Segmente des Abdomens sind unterseits weiss. Die weniger auffälligen Weibchen sind metallisch grün bis bronzefarben und weisen grünlich getönte Flügel mit ebenso grünlichen Adern auf. Im ausgefärbten Zustand haben sie zudem ein weisses, falsches Flügelmal an jeder Flügelspitze.
Lebensweise: Die Flugzeit der reifen Gebänderten Prachtlibellen dauert etwa von Mitte Mai bis Anfang September, mit einem Höhepunkt von Mitte Juni bis Anfang August. Am Fortpflanzungsgewässer sind sie nur bei Temperaturen von mindestens 16 °C aktiv. Tagsüber halten sie sich ab dem Morgen am Gewässer auf, während sie zur Nacht Ruheplätze aufsuchen. Diese liegen bei den Männchen 20 bis 40, bei den Weibchen bis zu 70 m vom Gewässer entfernt. Dabei handelt es sich um Bestände aus dichter krautiger Vegetation, etwa Röhrichte, ungemähte Wiesen oder auch Getreidefelder. Die Männchen beanspruchen entlang der Gewässer Reviere und zeigen ein ausgeprägtes Territorial- und Balzverhalten. Die Reviere sind im Mittel etwa bis 3 m lang und bis 1 m breit.
Nahrung: Prachtlibellen sind Ansitzjäger. Die Larven fressen kleine Insektenlarven (Zuckmücken, Kriebelmücken, kleine Flohkrebse).
Paarung: Fliegt ein Weibchen in das Territorium eines Männchens ein, beginnt dieses mit einer Balz. Es fliegt dem Weibchen mit auffälligem Schwirrflug entgegen und zeigt ihm mit hochgebogenem Abdomen sein weisses Schlusslicht. Auf diese Weise führt das Männchen das Weibchen zu einem Eiablageplatz. Dort umkreist es die Umworbene wieder mit seinem pendelnden Schwirrflug. Bleibt das Weibchen daraufhin weiter am Platz, setzt sich das Männchen auf die Flügel des Weibchens und koppelt sich mit seinen Hinterleibsanhängen in Libellenmanier bei ihm an. Es folgt die Kopulation, die im Mittel rund 2½ Minuten dauert. Danach löst sich das Paarungsrad wieder. In günstigen Revieren können pro Tag bis zu zehn Kopulationen mit verschiedenen Weibchen stattfinden.
Ei: Nach einer Ruhephase beginnt das Weibchen mit der Eiablage, indem es 10 - 22 Eier pro Minute nahe der Wasseroberfläche in Wasserpflanzen einsticht. Dazu kann das Tier komplett untertauchen, wobei es dies stets mit dem Kopf voran tut. Das Männchen verteidigt derweil weiterhin sein Revier mittels drohend gespreizter Flügel und durch Anfliegen der Konkurrenten. Die Embryonalentwicklung bis zum Schlupf der Larven dauert in Mitteleuropa etwa 6 - 9 Wochen.
Larve: Die Larven entwickeln sich über 10 bis 12 Stadien und werden bis zu 24 mm gross. Sie benötigen Unterwasservegetation, die in die Strömung ragt und ihnen guten Halt bietet. Typisch sind Aufenthaltsorte am Fuss von Bachröhrichten (Rohrglanzgras, Igelkolben) oder innerhalb von Beständen krautiger Tauchblattpflanzen (Wasserpest, Wasserstern, Flutender Wasserhahnenfuss). Hinsichtlich der Wassertiefe wird ein breites Spektrum von wenigen Zentimetern bis zu mehreren Dezimetern genutzt. Optimal sind im Larvalhabitat mittlere Sommertemperaturen von 16 bis 24 °C. Gegenüber Artgenossen verteidigen sie ihren Sitzplatz. Ihre Lebenszeit als Larve hängt von den Habitat- und Witterungsverhältnissen ab. In warmen Tieflandbächen und -gräben wird meist ein jährlicher Zyklus beobachtet, in kühleren Bächen eher eine zweijährige Entwicklungsdauer. Im Jahr vor der Metamorphose gehen die Larven im vorletzten oder letzten Larvenstadium in die Überwinterung.
Imago: Am Ende ihrer Entwicklung erklettern die Larven Halme und andere vertikale Strukturen direkt am Gewässerufer, um sich dort in Höhen von 5 - 40 cm über der Wasserlinie zum Imago zu häuten. Dies geschieht in Mitteleuropa ab Ende April/Anfang Mai und dauert bis weit in den Juli, der Höhepunkt der Emergenz liegt zwischen Ende Mai und Mitte Juni. Der Schlupf selbst dauert etwas über eine Stunde. Die frisch geschlüpften Imagines schwärmen nach dem Aushärten in die Umgebung aus, wo sie sich auf Wiesen und an Waldrändern aufhalten und nach kleinen Insekten jagen. Innerhalb von 10 Tagen haben sie ihre Reifezeit abgeschlossen, wobei die Geschlechtsreife nach drei Tagen eintritt. Die nun ausgefärbten und erwachsenen Tiere kehren ans Schlupfgewässer zurück.
Lebenserwartung: Durchschnittlich etwas über 2 Wochen. Markierte Weibchen konnten aber auch bis zu 50 Tage, Männchen maximal noch nach 69 Tagen wiedergefunden werden.
Feinde: Die Larven im Wasser und zur Eiablage untertauchende Weibchen werden von Fischen und von räuberischen Insekten wie Rückenschwimmern, Wasserläufern, grösseren Libellenlarven sowie Gelbrandkäfern und deren Larven erbeutet. An Gewässern lebende Vögel wie Reiher, Störche, Eisvögel, Enten und diverse Singvögel jagen Libellenlarven. Die Imagines werden von vielen Singvögeln (Bach- und Gebirgsstelzen, Grasmücken, Schwalben), aber auch von grösseren Vogelarten sowie von Grosslibellen und Spinnen erbeutet.
N1023803

Flügelspannweite bis 70 mm, Körperlänge bis 50 mm