Glarner Alpen
30.6.2017 - Hirzel (Tüfenmoos, 661 m)
N1023936
Das Öffnen und Schliessen der Flügel dient der Kommunikation.
Informationen zum Tier:
Art: Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo virgo).
Verbreitung: Europa mit Ausnahme der südwestlichen Iberischen Halbinsel, der Balearen und Island, südlich bis zur nordafrikanischen Mittelmeerküste in Marokko und Algerien, östlich in Unterarten bis zu den japanischen Inseln, nördlich bis zur 13-°C-Juli-Isotherme.
Regionale Verbreitung Alpen: In Niederungslagen bis gegen 1000 m Höhe, vereinzelt bis 1200 m.
Lebensräume: Kleine bis mittelgrosse Bachläufe und andere Fliessgewässer mit relativ niedriger Wassertemperatur, mässiger bis schneller Strömung und wenig Nährstoffen, idealerweise in unmittelbarer Nähe zu Waldbeständen, aber auch Bäche innerhalb von Wäldern sowie Moorbäche und -gräben.
Merkmale: Die Körperlänge beträgt zwischen 45 und 50 mm, die Flügelspannweite zwischen 65 und 70 mm. Die Flügel der Männchen sind vollständig blaugrün, die der Weibchen durchscheinend bräunlich bis kupfern gefärbt. Sie sind von einem dichten Adernetz durchzogen.
Lebensweise: Die Männchen findet man an sonnenbeschienenen Gewässern bereits am frühen Morgen. Weibchen überfliegen während des Tages das Gewässer auf der Suche nach geeigneten Eiablagestellen. Die Hauptaktivität beider Geschlechter wie die Jagd, Werbung, Paarung und Eiablage erfolgt in den warmen Mittagsstunden. Abends sitzen die Tiere ebenso wie am frühen Morgen an sonnenbeschienenen Ruheplätzen in der Vegetation und verbringen hier auch die Nacht. Geschlechtsreife Männchen zeigen ein ausgeprägtes Revierverhalten. Sie besetzen Tagesreviere zwischen mehreren Metern und wenigen Dezimetern, die sie gegen andere Männchen durch Flügelspreizen und Drohflüge verteidigen. Optimale Reviere entsprechen den optimalen Eiablageorten für die Weibchen und zeichnen sich im Normalfall durch eine erhöhte Strömung sowie ein geeignetes Eiablagesubstrat im potenziellen Brutgewässer aus. Die Männchen sitzen in ihren Revieren meist an zentralen, exponierten, über das Gewässer reichenden Plätzen in der Vegetation. Der Aktionsradius und damit der Abstand zwischen Fortpflanzungs-, Jagd- und Ruhebereich beträgt bei den Männchen zwischen 20 und 100 Meter. Bei den Weibchen wurden dagegen tägliche Wanderdistanzen von bis zu 4 Kilometern beobachtet.
Nahrung: Prachtlibellen sind Ansitzjäger. Die Larven fressen Insektenlarven (wie Kriebelmücke, Zuckmücke, Steinfliege, Eintagsfliege oder Flohkrebs).
Paarung: Der Paarung geht ein auffälliges Werbeverhalten voraus. Die Weibchen überfliegen die Gewässer auf der Suche nach geeigneten Eiablageplätzen und durchfliegen dabei die Reviere der Männchen. Diese fliegen den Weibchen in einem auffälligen Schwirrflug entgegen und leiten so das Weibchen an die Eiablageplätze. Signalisiert das Weibchen seine Paarungsbereitschaft, kommt es zur Paarung. Dafür setzt sich das Männchen auf die Flügel des Weibchens (Paarungsrad) und beginnt die Kopulation, die zwischen 40 Sekunden und über 5 Minuten dauern kann.
Ei: Die Eiablage erfolgt in den Stengeln der Wasserpflanzen im Bereich des Wasserspiegels und darunter, wobei das Weibchen bis zu 90 Minuten untertauchen kann. Es klettert dabei kopfabwärts am Stengel hinab und sticht die Eier mit dem Eiablageapparat (Ovipositor) fast senkrecht in die Stengel ein. Während der Eiablage wird das Weibchen vom Männchen gegen andere Männchen verteidigt. Die Eier sind etwa 1,2 mm lang und haben einen spindelförmigen Aufbau mit etwa 0,2 mm Breite. Die Färbung verändert sich von einem hellen Gelb beim frisch gelegten Ei über ein Gelbbraun zu einem Rotbraun beim älteren Ei. Die Embryonalentwicklung im Ei dauert zwischen 20 und 30 Tage.
Larve: Die Larve entwickelt sich über 10 bis 12 Stadien, zwischen denen jeweils eine Häutung stattfindet. Sie erreichen eine Grösse bis zu 23 mm. Die Entwicklung dauert in mitteleuropäischen Gewässern im Regelfall zwischen 6 und 9 Wochen. Zum Abschluss der Larvalentwicklung kommt es zu einer Überwinterung. Die Larve bevorzugt kühlere und schattigere Bereiche des Gewässers mit einer Temperatur von 13 bis 18 °C. Sie benötigt in Bereichen mit stärkerer Strömung Stengel und Blätter. In ruhigeren Bereichen lebt sie zwischen angeschwemmtem Laub oder an freiliegenden Wurzeln des Uferbewuchses. Dabei hält sie sich im Regelfall in Tiefen von wenigen Zentimetern bis einigen Dezimetern auf.
Imago: Imagines sind von Ende April bis Ende September auffindbar, mit einer Hauptschlüpfzeit von Ende Mai bis Ende Juni. Die Umwandlung zu Imagines erfolgt nicht synchron und dauert über die gesamte Saison bis etwa Mitte Juli an. Der Schlupf dauert etwas über eine Stunde. Die Libellen verbringen nach dem Verlassen der Larvenhülle etwa 10 Tage bis zur vollständigen Ausfärbung in der Vegetation der Umgebung des Gewässers.
Lebenserwartung: 40 - 50 Tage.
Feinde: Vögel, Frösche, Spinnen, Wespen, Hornissen. Webspinnen und Ameisen können frisch geschlüpfte Libellen attackieren und verzehren. Larven werden von Fischen gefressen.
N1023936

Flügelspannweite bis 70 mm, Körperlänge bis 50 mm