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Berner Alpen (Alpes Bernoises)
9.5.2019 - Brigerbad (Campingplatz, 656 m) |
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N1029326
Aus dem Behälter entfernt, huscht sie über den Boden. Informationen zum Tier: Art: Fettspinne (Steatoda bipunctata). Verbreitung: Holarktisch - Europa, Türkei, Kaukasus, Russland, Iran, Zentralasien, China. In Südamerika eingeschleppt. Regionale Verbreitung Alpen: Bis in Höhen von 2000 m. Lebensräume: In Häusern, an der Rinde von Baumstämmen sowie an Felsen. Fettspinnen gelten als ausgesprochen standorttreu. Merkmale: Sie ist rötlich und manchmal auch braun gefärbt. Ihr Körper ist fettglänzend, woher vermutlich der Name resultiert. Auf dem Rücken des Hinterleibes hat sie 2 hellere Male, die sich bei Weibchen mit fortschreitendem Lebensalter zu zwei breiten Streifen entwickeln. Ein heller, weisser bis gelblicher Ring zieht sich vom Petiolus an den Seiten bis zur Mitte des Hinterleibes. Auf der Bauchseite des Opisthosomas befindet sich ein heller Fleck im Bereich der Epigyne. Er wird flankiert von hellen Längsstreifen, die oberhalb der Spinnwarzen wie ein hochgezogenes Hufeisen zusammenlaufen. Die Spinnwarzen sind meist deutlich zu erkennen, zeigen aber nach unten. Die Beine sind undeutlich rot und braun geringelt. Eine dichte Behaarung offenbart sich unter dem Mikroskop. Die Körperlänge der Männchen beträgt 4 - 5½ mm, die der Weibchen 4½ - 7 mm Lebensweise: Ihre auf den flüchtigen Blick unsichtbaren oder konfus erscheinenden Netze bauen die vorwiegend nachtaktiven und sehr scheuen Tiere in dunklen Ecken von Gebäuden, im Freiland in Bodennähe unter Steinen oder in Felsspalten. Das dreidimensionale Netz von etwa 10 cm³ Grösse verdichtet sich zu einer dichten Fangmatte, die in wenigen Zentimetern Höhe zwischen Spannseilen gewebt wird. Die Spannseile verlaufen in schräg-vertikaler Richtung und spannen die Matte in alle Richtungen. Diese Befestigungen verzweigen sich häufig ein- oder zweimal, so dass die Last auf verschiedene Klebepunkte verteilt wird. Diese Spannseile dienen dem beutefangenden Weibchen gleichzeitig als Stolperfäden. Läuft Beute hinein, wird sie an den unter Spannung stehenden Fäden emporgehoben und bleibt dort hängen. Sie sind so in der Lage, Beutetiere zu überwältigen, die wesentlich grösser sind als sie selbst. Die Fettspinne wird, sofern sie nicht während ihrer aktiven Stunden kopfüber im Netz hängt, durch Alarmfäden aufmerksam gemacht, die zum Schlupfwinkel gespannt werden. In diesem Schlupfwinkel, der ein Wohnraum von nur wenigen Millimetern Breite ist (beispielsweise eine Mauer- oder Felsritze oder ein Hohlraum eines Fensterscharniers), zieht sie sich während der hellen Tagesstunden zurück. Sie versteckt sich darin auch bei potenzieller Gefahr durch grössere Tiere, die vor allem durch Vibrationen wahrgenommen werden. Wenn die Beute von oben auf das Netz fällt, muss sie teilweise auch Löcher hineinbeissen. Die Beute wird eingewickelt, aber nicht betäubt und später in Etappen ausgesaugt. Die Speisereste werden anschliessend aus der Matte entfernt und einfach fallen gelassen. Die Spinne übersteht auch Trockenperioden und kann an Tautropfen oder an Kondenswassertropfen gemessen an ihrer Körpergrösse beträchtliche Wassermengen aufnehmen. Damit kann sie auch in menschlichen Wohnungen alt werden. Bei höherer Populationsdichte werden gleichartige Nachbarn geduldet und die Netze miteinander verbunden, jedoch behält das grösste Weibchen die besten und grössten Plätze, was zur Abwanderung der Nachbarn führen kann. Nahrung: Kleine Insekten, andere Spinnen. Paarung: Die Männchen wandern meist umher. Zur Balz dient das Netz auch der Kommunikation durch Zupfen und zum Weben verschiedener Elemente unklarer Funktion durch das Männchen, eventuell handelt es sich um Spermabälle. Das Männchen verliert dabei an Gewicht, da es erstaunliche Mengen an Kommunikationsfäden webt, bevor es das Netz des Weibchens nach tagelangem Suchen gefunden hat. Die Männchen besitzen Stridulationsorgane. Mit ihnen erzeugen sie ein dreigestrichenes Cis von 1000 Hz. Männchen stridulieren sich auch gegenseitig an, wenn sie um ein Weibchen konkurrieren. Bei der Stridulation wird mit dem Opisthosoma schnell gewippt, wobei kräftige Stacheln des Opisthosomas über gefurchte Hautflächen am Prosoma gestrichen werden. Das paarungswillige Weibchen startet daraufhin ihre Suche und antwortet darauf mit Trommeln und Wippen auf dem Netz. Auslöser für das Balzverhalten sind unter anderem chemische Substanzen, die in der weiblichen Seide enthalten sind. An geschützten Lagen sind die weiblichen Tiere ganzjährig aktiv. Die Balz findet im Sommer statt. Sie kann mehrere Tage bis Wochen in Anspruch nehmen. Das Weibchen verpaart sich auch mit 2 Männchen. Die Männchen leben während der Balz und noch nach der Paarung längere Zeit mit den Weibchen zusammen im weiblichen Netz. Den erfolgreichen Männchen wird dort auch etwas von der Beute überlassen. Gleichfalls dürfen sie das Retrait der Gemahlin beziehen, wobei das Weibchen jedoch die Lauerstellung an den Signalfäden in ihren Tarsalklauen behält. Ei: Der weisse Kokon mit 50 - 100 pinken Eiern wird am Netz angebracht. Jungtiere: Nach dem Schlupf verbleiben die Jungspinnen noch einige Zeit im Netz der Mutter. Lebenserwartung: Zur Lebenserwartung der Spinne liegen keine Fakten vor. Feinde: Wegwespen, Gottesanbeterinnen, andere Spinnenarten, Laubfrösche, Kröten, Eidechsen, Singvögel, Spitzmäuse, Fledermäuse, aber auch Parasiten und Parasitoiden. |
Körperlänge bis 7 mm |